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Evaluation Hochschulpakte bestätigt: Fehlende Förderung der sozialen Dimension ein strukturelles Defizit

Deutsches Studierendenwerk (DSW) zur Evaluation der Hochschulpakte durch den Wissenschaftsrat

  • Deutsches Studierendenwerk (DSW) zur Evaluation der Hochschulpakte durch den Wissenschaftsrat
  • Wissenschaftsrat:  „…wäre neben dem Ausbau der Studienkapazitäten die auskömmliche finanzielle Unterstützung der Studierenden eine korrespondierende Aufgabe gewesen“
  • SW-Vorstandsvorsitzender Matthias Anbuhl: „In der Tat eine Chance verpasst“

Berlin, 23. April 2024. Das Deutsche Studierendenwerk (DSW) sieht sich durch die Evaluation der Bund-Länder-Hochschulpakte durch den Wissenschaftsrat in seiner jahrelang artikulierten Kritik bestätigt, dass der massive Ausbau der Studienkapazitäten auch mit einem Ausbau der sozialen Dimension hätte flankiert werden müssen. Der DSW-Vorstandsvorsitzende Matthias Anbuhl spricht von einem strukturellen Defizit und einer verpassten Chance, für mehr soziale Durchlässigkeit zu sorgen.

In der jüngst vom Wissenschaftsrat vorgestellten Evaluation „Der Hochschulpakt 2020 im Kontext großer Herausforderungen im Hochschulsystem“ heißt es auf den Seiten 33 und 34:

„Hinsichtlich des in den Verwaltungsvereinbarungen [zwischen Bund und Ländern] formulierten Anspruchs, für den wachsenden Fachkräftebedarf des Arbeitsmarkts auszubilden und die steigende Bildungsbeteiligung zu fördern, hätte auch die ‚soziale Dimension‘ durch komplementäre Fördermaßnahmen unterstützt werden müssen. Um soziale Durchlässigkeit und Bildungsaufstiege zu fördern, wäre neben dem Ausbau der Studienkapazitäten die auskömmliche finanzielle Unterstützung der Studierenden eine korrespondierende Aufgabe gewesen.

Im Rahmen der Verwaltungsvereinbarungen sah man allerdings davon ab, eine soziale Dimension der zusätzlichen Studienanfängerplätze zu integrieren. Trotz der Hochschulexpansion änderte sich die Sozialstruktur der Studierenden nicht wesentlich; Studien stellen fest, dass eine soziale Öffnung der Hochschulen hin zu einer höheren Diversität nicht erfolgt sei. Man kann es als eine verpasste Chance bewerten, das Wachstum des Hochschulsystems nicht für mehr soziale Chancengerechtigkeit genutzt und so das Potenzial nicht ausgeschöpft zu haben.“

Dazu erklärt Matthias Anbuhl, der Vorstandsvorsitzende des Deutschen Studierendenwerks: „Es ist dem Wissenschaftsrat hoch anzurechnen, dass er das strukturelle Defizit der Bund-Länder-Hochschulpakte klar benennt, dass sie um flankierende Fördermaßnahmen für die soziale Dimension hätten ergänzt werden müssen. Hier haben Bund und Länder in der Tat die Chance verpasst, das insgesamt immer noch sozial selektive deutsche Hochschulsystem offener, durchlässiger zu machen.

Wir haben just dies als Deutsches Studierendenwerk in den vergangenen zwei Jahrzehnten unablässig gefordert. Es ist müßig, darüber nun im Konjunktiv zu klagen, aber es ist und bleibt ein strukturelles Defizit der Hochschulpakte, dass deren soziale Dimension ausgeblendet und die historische Chance, für mehr Chancengleichheit zu sorgen, nicht ergriffen wurde. Man hätte an vorderster Stelle parallel zum Ausbau der Studienplätze auch eine regelmäßige BAföG-Erhöhung einführen und auch die Studierendenwerke in die institutionelle Förderung einbeziehen müssen.

Ein sehr augenfälliger Ausdruck des Strukturdefizits ist, dass Bund und Länder zwar die Studienplatz-Kapazitäten massiv ausgebaut haben, die Wohnheimplatz-Kapazitäten aber nicht. Die Zahl der staatlich geförderten Studien-Plätze ist seit dem Jahr 2007 um 50% gestiegen – die Zahl der staatlich geförderten Wohnheim-Plätze aber nur um 7%. Das im vergangenen Jahr gestartete Bund-Länder-Programm ‚Junges Wohnen‘ kann mittel- und langfristig etwas Abhilfe schaffen. Aber es war von Anfang an klar: Wer die Studienplätze in Deutschland massiv ausbaut, muss auch die soziale Infrastruktur stärken.“


Die Wissenschaftsrats-Evaluation „Der Hochschulpakt 2020 im Kontext großer Herausforderungen im Hochschulsystem“ zum Download