- Zwei Drittel der Studierenden nutzen sprachgebende KI wie ChatGPT, Vorgaben gibt es kaum
- Kritische Analyse des Bildungsjournalisten Christian Füller in der neuen Ausgabe DSW-Journal 1-2024 des Deutschen Studierendenwerks (DSW)
- KI-Expertin Doris Weßels: „ChatGPT & Co. überfordern sehr viele Hochschullehrende“
Berlin, 8. April 2024. Während zwei Drittel der Studierenden ChatGPT für schriftliche Arbeiten nutzen, existieren dafür noch kaum Vorgaben der Hochschulen; man habe es mit einer „überfordernden Veränderungsdynamik“ zu tun. Das schreibt der Bildungsjournalist Christina Füller in einer kritischen Bestandsaufnahme zum Einsatz von ChatGPT an Hochschulen in der neuen Ausgabe 1/2024 des DSW-Journals des Deutschen Studierendenwerks (DSW).
In Füllers Text kommt unter anderem Ulrike Tippe, Vizepräsidentin der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) für Digitalisierung, zu Wort. Für sie sind Standards für die Nutzung von KI unabdingbar: „Man sollte als Hochschule ChatGPT nicht einfach so für Studierende freigeben – das wäre verantwortungslos.“ Die HRK arbeite an einer Handreichung zu diesem Thema arbeite, die im Herbst 2024 vorliegen solle.
Christian Füller zitiert im DSW-Journal 1/2024 auch die Wirtschaftsinformatikerin Doris Weßels von der Fachhochschule Kiel, seit der Veröffentlichung von ChatGPT im November 2022 die meistgefragte Expertin zu KI: „An den Hochschulen wird Schwarzer Peter gespielt.“ Sie höre immer wieder dieselbe Frage, wenn es um Regeln für KI geht: „Ja, wer gibt denn jetzt vor, was zu machen ist?“
Das Problem der Hochschulen ist für Füller, dass sie den sogenannten iPhone-Moment, den ChatGPT für die wissenschaftliche Erkenntnis-Produktion bedeutet, noch nicht als solchen realisiert hätten. In praktisch jedem Gespräch höre er die Formel „Aber das gab es doch schon immer!“. „Schon immer“ hätten Studierende ihr Wissen aus dem Internet kopiert. „Schon immer“ hätten Dozierende sich mit Plagiaten auseinandersetzen müssen.
Dass es mit einem „Schon immer“ aber nicht getan ist, hält die KI-Expertin Doris Weßels fest: „Ich habe den Eindruck, dass die Auswirkungen von ‚ChatGPT & Co.‘ sehr viele Hochschullehrende überfordern“, sagt Doris Weßels. „Wir müssen viel mehr Unterstützungsangebote unterbreiten und Mut machen, damit die Lehrenden an den Hochschulen nicht ‚teaching as usual‘ praktizieren.“
Christian Füllers Analyse auf den Seiten 24 bis 29 des DSW-Journals 1-2024